Osteopathische Behandlung von Frauen mit primärer Dysmenorrhoe. Eine randomisierte kontrollierte Studie

Pinter-Haas A., Schach-Hirte J., Wirthwein P.

Hintergrund: Die primäre Dysmenorrhoe stellt das häufigste gynäkologische Problem dar. Per Definitionem beginnen die Schmerzen erstmalig kurz nach der Menarche oder wenige Jahre später. Sie treten dann regelmäßig kurz vor oder mit Einsetzen der Blutung auf und steigern ihre Intensität innerhalb der nächsten ein bis zwei Tage.

Studienziel: Untersuchung zur Fragestellung, ob osteopathische Behandlungen einen Einfluss auf die Intensität und Dauer der Schmerzen bei Frauen mit primärer Dysmenorrhoe nehmen können.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte Studie im klassischen „Waiting list design“. Die Studie vergleicht zwischen behandelt (Interventionsgruppe) und unbehandelt (Kontrollgruppe).

Setting: Die Studie wurde von drei am Institut für angewandte Osteopathie (IFAO) ausgebildeten Osteopathinnnen in ihren Praxen an unterschiedlichen Orten durchgeführt. Die Patientinnen wurden über Informationsblätter, Inserate oder durch Mund zu Mund Propaganda rekrutiert.

Patienten: An der Studie nahmen 60 Frauen teil (Alter im Mittel 33 Jahre), bei denen die ärztliche Diagnose „primäre Dysmenorrhoe“ diagnostiziert wurde. Mittels externer Randomisierung wurden 29 Frauen der Interventionsgruppe und 31 Frauen der Kontrollgruppe zugewiesen. Im Verlauf der Studie schieden 7 Frauen aus.

Interventionen: Die Patientinnen der Behandlungsgruppe wurden über 4 Monatszyklen betreut. In dieser Zeit wurden sie 5 – 6-mal alle 7 - 14 Tage behandelt. Es wurden individuell die am Behandlungstag gefundenen Dysfunktionen nach dem Black-Box-Prinzip diagnostiziert und behandelt. Die Patientinnen der Kontrollgruppe blieben während der 4 Monatszyklen unbehandelt.

Zielparameter: Primärer Zielparameter war die Veränderung des dysmenorrhoeischen Schmerzes in seiner Intensität, gemessen mit der numerischen Rating-Skala (NRS), sowie die Schmerzdauer unmittelbar vor und während der Menstruation, wobei hier nur die Schmerztage ab einem Wert 5 auf der NRS zur Auswertung herangezogen wurden. Als sekundäre Zielparameter wurden unter anderen die Lebensqualität (gemessen mit dem SF-36) und die Einnahme von Medikamenten abgefragt.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe verringerte sich die Schmerzintensität auf der NRS im Mittel von 5.8 auf 0.9, was einer Verbesserung von 83% entspricht (p<0.0005, 95% CI=3.5 bis 6.2). In der Kontrollgruppe kam es im gleichen Zeitraum praktisch zu keiner Veränderung (0.1%). Im direkten Vergleich zwischen den zwei Gruppen ergab sich eine deutliche statistische Signifikanz (p<0.0005, 95% CI= 2.7 bis 6.1) zu Gunsten der Osteopathiegruppe. Auch die Anzahl der Schmerztage (mit NRS >5) verringerte sich in der Osteopathiegruppe deutlich im Mittel von 2.2 auf 0.2 (Verbesserung 86%, p<0.0005. 95% CI= 1.3 bis 2.6) im Gegensatz zur Kontrollgruppe (Verbesserung 17%, p=0.216, 95% CI=-0.2 bis 1.0). Auch die sekundären Parameter wie Lebensqualität und Medikamenteneinnahme wiesen in der Osteopathiegruppe deutliche Verbesserungen auf.

Fazit (conclusions): Die Betreuung der Patientinnen über vier Monatszyklen und 5 - 6 osteopathischen Behandlungen bewirkte einen statistisch signifikanten und klinisch relevanten Einfluss auf die Schmerzsymptome der unter primärer Dysmenorrhoe leidenden Patientinnen. Es wäre wünschenswert, wenn weitere Studien zu diesem Krankheitsbild folgen würden und auch die Nachhaltigkeit der Verbesserungen untersucht würden.