Osteopathische Behandlung von Frauen mit Rückenschmerzen während der Schwangerschaft. Eine randomisierte kontrollierte Studie.

Peters R., van der Linde M.

Studienziel: Untersuchung der Frage, ob die osteopathische Behandlung die Schmerzsymptomatik schwangerer Frauen mit Schmerzen im Becken- und/oder Lumbalbereich beeinflusst.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte klinische Studie im klassischem „Waiting list design“.

Setting: 3 Die Studie wurde von zwei an der Still Academy ausgebildeten Osteopathen in ihren Praxen in Überlingen und Mülheim durchgeführt. Die Patientinnen wurden über mehrere Hebammen und Frauenärzte rekrutiert.

Patienten: An der Studie nahmen 60 schwangere Frauen mit einer Schmerzsymptomatik im Becken- und/oder Lumbalbereich teil (Alter im Mittel 30 Jahre, im Mittel 25. Schwangerschaftswoche). Das Auftreten der Schmerzsymptomatik musste in der Zeit der Schwangerschaft liegen und seit mindestens einer Woche anwesend sein (VAS>3). Mittels Randomisierung wurden 30 Frauen der Interventions- und 30 der Kontrollgruppe zugewiesen. Drei Patientinnen der Kontrollgruppe schieden im Verlauf der Studie aus.

Interventionen: In der Interventionsgruppe fanden 4 osteopathische Behandlungen in wöchentlichem Abstand statt. Die Patientinnen der Kontrollgruppe blieben unbehandelt, wurden aber nach der 5-wöchigen behandlungsfreien Phase ebenfalls osteopathisch behandelt, wobei die Behandlungen keine Relevanz für die Studie hatten. Es wurden individuell die am Behandlungstag gefundenen osteopathischen Dysfunktionen im kranialen, viszeralen und parietalen System diagnostiziert und behandelt.

Zielparameter: Primärer Zielparameter war die größte Schmerzintensität innerhalb der letzten 3 Tage, gemessen mit einer visuellen Analogskala (VAS). Als sekundärer Zielparameter wurde die Beeinträchtigung der Aktivitäten des alltäglichen Lebens durch Rückenschmerzen mittels der Quebec Back Pain Disability Scale erfasst.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe verringerte sich die Schmerzintensität gemessen mit der VAS von im Mittel 6.5 auf 2.1, was einer Verbesserung von 68% entspricht (p<0.0005, 95% CI= 3.5 bis 5.2). In der Kontrollgruppe kam es im gleichen Zeitraum zu keiner Veränderung (p=0.404, 95% CI= -1.0 bis 0.4). Daraus errechnet sich eine statistische Überlegenheit der osteopathischen Therapie (p<0.0005). Die Quebec Back Pain Disability Scale verbesserte sich in der Osteopathiegruppe um 11 Punkte und damit um 28% (p=0.001, 95% CI= 4.9 bis 17.3), wohingegen sich hier die Kontrollgruppe um 20% verschlechterte (p<0.0005. 95% CI=-12.9 bis -4.6).

Fazit (conclusions): Vier osteopathische Behandlungen, verteilt über einen fünfwöchigen Zeitraum, konnten einen klinisch relevanten Einfluss auf die Schmerzsymptomatik und die Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens schwangerer Frauen mit Schmerzen im Becken- und/oder Lumbalbereich bewirken. Dieses Ergebnis ermutigt weitere Arbeiten zu dieser Problematik durchzuführen. Für weitere Studien scheint es sinnvoll, die Nachhaltigkeit des Effekts über den restlichen Verlauf der Schwangerschaft zu dokumentieren.