Können osteopathische Behandlungen die Symptomatik des Kopfschmerzes bzw. des Kopfdrucks bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis (CRS) verbessern? Eine randomisierte kontrollierte Studie

Roos S., Steinbauer U., Amann P.

Hintergrund: Die Chronische Rhinosinusitis (CRS) ist eine der häufigsten Krankheiten in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Sie schränkt die Lebensqualität des Menschen ein und beein-trächtigt ihn deutlich in körperlicher und emotionaler Hinsicht. Als erste Maßnahme in der schulmedizinischen Therapie wird die Gabe von Antibiotika gewählt.

Studienziel: Es sollte die Fragestellung untersucht werden, ob osteopathische Behand¬lungen die Symptomatik des subjektiv empfundenen Kopfschmerzes bzw. Kopfdrucks bei Patienten mit CRS verbessern.

Studiendesign: Randomisierte, kontrollierte Interven¬tionsstudie im „Waiting-list-design“. Die Studie vergleicht zwischen behandelt (Osteopathiegruppe) und unbehandelt (Kontrollgruppe). Follow up 4 Monate nach Behandlungsende.

Setting: 3 fertig ausgebildete Osteopathen des Europäischen Colleg für Osteopathie COE (München), führten die Studie in ihren privaten Praxen durch. Die Probanden rekrutierten sich aus der Bevölkerung im Raum München.

Patienten: Es wurden 61 Probanden (15 männlich, 45 weiblich, Alter im Mittel ca. 43,5) mit ärztlich diagnostizierter CRS in zwei Gruppen randomisiert (31 in die Osteopathiegruppe, 30 in die Kontrollgruppe). Es gab einen Abbrecher in der Kontrollgruppe.

Interventionen: Die Osteopathiegruppe wurde 5 mal im Abstand von 2 Wochen behandelt. Die Kontrollgruppe wurde 10 Wochen nicht behandelt und erhielt danach ebenfalls 5 osteopathische Behandlungen im Abstand von 2 Wochen. Die Diagnose der osteopathischen Dysfunktionen erfolgte nach einem standardisierten Befundprotokoll im kranialem und viszeralem Bereich (im parietalem Bereich nach dem Black-Box-Verfahren). Die Behandlung erfolgte entsprechend dem individuellen Befund des Patienten.

Zielparameter: Hauptzielparameter war der subjektiv empfundene Kopfschmerz bzw. Kopfdruck, gemessen mit der numerischen Ratingskala (NRS). Zur Erfassung der Gesamtsymptomatik der CRS wurde der Sinosanal Assessment Questionnaire (SNAQ-11) verwendet.

Ergebnisse: Im direkten Vergleich zwischen Osteopathie- und Kontrollgruppe ergab sich beim Parameter „Intensität Kopfschmerz bzw. Kopfdruck" eine statistische Signifikanz zu¬gunsten der Osteopathiegruppe (p=0.039, 95% CI=-3.2 bis -0.1 bzw. p=0.002, 95% Cl= -3,3 bis -0,3). Im zeitlichen Verlauf (Beginn/Ende) verbesserten sich in der Osteopathiegruppe die Mittelwerte des Kopfschmerzes von 3,2 auf 1,7 auf der NRS (47%, p=0.011, 95% Cl=0,37 bis 2,60) und des Kopfdrucks von 3,7 auf 2,1 (43%, p=0.002, 95% CI=0,61 bis 2,55), im Gegensatz zur Wartelistengruppe, wo sich die Beschwerden sogar geringfügig verschlechterten. Auch beim Parameter „Häufig¬keit der Kopfbeschwerden" zeigte sich zwischen den Gruppen eine hohe Signifikanz (p=0.001) und in der Osteopathiegruppe eine Verbesserung im Verlauf von ca. 47%. Eine ähnliche Tendenz wiesen die Ergebnisse des SNAQ-11 auf. Der eventuelle Einfluss externer Faktoren auf die Ergebnisse wurde mittels Sensitivitätsanalysen berücksichtigt, wobei sich aber kein nennenswerter Einfluss zeigte. Ein Follow-Up aller behandelten Probanden (n=51) 4 Monate nach Behandlungsende des letzten Probanden bestätigte die Langzeitwirkung der Behandlungen mit einer weiteren leichten Verbesserung der Ergebnisse.

Fazit (conclusions): Die in dieser Studie vorgefundene deutlich positive Evidenz für die Wirksamkeit der osteopathischen Behandelnden bei CRS ist viel versprechend. Fünf osteopathische Behandlungen, verteilt über einen achtwöchigen Zeitraum, konnten einen klinisch relevanten Einfluss auf die Schmerz- und Gesamtsymptomatik der CSR bewirken. Die Osteopathie scheint eine geeignete Therapieform mit Nachhaltigkeit in der Behandlung von Patienten mit CRS darzustellen. Weitere Studien sollten folgen, um dies zu erhärten.