Topographische Untersuchung der Anhaftungen des Pericards (im Mediastinum) zu seinen kaudalen, dorsalen, anterioren und lateralen Nachbarstrukturen. Grundlage zur weiteren Optimierung von osteopathischen Techniken

Bartmer-Leitl E., Kaufer C.

Hintergrund: In dem osteopathischen Konzept wird davon ausgegangen, dass Mobilitätseinschränkungen der Gewebe einen Einfluss auf den Bewegungsapparat haben. Da das Pericard eine Kontinuität im Mediastinum von cranial nach kaudal, von anterior nach posterior und von lateral nach lateral bildet, ist es wichtig, die genauen bindegewebigen und knöchernen Verbindungen zu seinen Nachbarorganen zu kennen. Diese Kenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung, die Mobilität und Motilität des Pericardiums und deren möglichen Folgen von Bewegungseinschränkungen zu verstehen, um eine Grundlage für die Optimierung osteopathischer Behandlungstechniken zu schaffen.

Fragestellung: Mit unserer Grundlagenstudie sollte die Frage geklärt werden, welche Verbindungen das Pericard mit seinen Nachbarstrukturen eingeht und wie die Aufhängungen/Fixationen in der anatomischen und osteopathischen Fachliteratur beschrieben werden. In einem weiteren Teil der Studie sollte überprüft werden, wie sich die Verbindun¬gen an anatomischen Präparaten darstellen.

Material/Methoden: Mittels einer systematischen Literaturrecherche suchten wir sowohl in den medizinischen Datenbanken Medline/Oldmedline als auch in der antiquarischen sowie zeitgenössischen anatomischen und osteopathischen Fachliteratur. Im nächsten Schritt wurde an 9 anatomischen Präparaten an der Ludwig-Maximilians-Universität, München, untersucht, wie sich die Anhaftungen des Pericards zu seiner Umgebung darstellen und welche Verbindungen sie eingehen. Die Literaturergebnisse wurden ausgewertet und mit den Befunderhebungen an den Präparaten abgeglichen. Zum Schluss stellen wir einige osteopathische Techniken als Behandlungsbeispiele vor.

Ergebnisse: Weder die Literatur noch die anatomischen Untersuchungen lassen ein standardisiertes Muster für die Beschreibung der Ligg. sternopericardiaca erkennen. Die Bindegewebszüge stellten sich im retrosternalen Raum sehr unterschiedlich dar, wiesen aber an sieben von neun Präparaten deutlich ausgeprägte und kräftige Stege auf, so dass grob drei Verlaufsrichtungen beschrieben werden konnten. Einzelne Bandzüge, wie sie von einigen Autoren beschrieben wurden, waren nicht nachweisbar. Die Verbindung zwischen Herzbeutel und Centrum tendineum des Zwerchfells wurde ebenfalls unterschiedlich beschrieben. Bei allen von uns untersuchten Präparaten, stellte sich die Verbindung zwischen Herzbeutelsaum und Zwerchfell enorm fest dar und war nur mit dem Skalpell zu lösen. Durchgeführte Zug- und Mobilitätstests am Herzbeutel zeigten, dass das Diaphragma den Bewegungen des Herzbeutels folgte. Die Präparation der leicht reißbaren Pleura gestaltete sich derartig schwierig, dass wir die Anhaftung zum Pericard nur literarisch klären konnten. Die Verbindung zwischen Pleura und Herzbeutel wurde von „fest und innig" bis „locker und spärlich" und als leicht zerreißbar beschrieben. In der Literatur wurde die Membrana bronchopericardiaca als eine kleine, dreieckige Scheidewand zwischen mittleren und hinteren Mediastinum dargestellt. Weiterhin wurden die Verbindungen zwischen Pericard, Trachea, Lig. pulmonale und Membrana bronchopericardiaca, aber nicht zum Oesophagus beschrieben. Viele Autoren nahmen vielmehr Bezug zur funktionellen Wirkung dieser Membran auf die Trachea. Am Präparat zeigte sich die Membrana bronchopericardiaca als kleine dreieckige und platte Bindegewebsstruktur. Nachweisbar war eine direkte bindegewebige Verbindung nach ventral zum Pericard, nach dorsal zum Oesophagus und nach lateral zum Lig. pulmonale. Weiterhin konnte eine Verbindung dieser Membran nach cranial zu der Bifurcatio tracheae und nach kaudal zum Zwerchfell nachvollzogen werden.

Fazit (conclusions): Unsere Recherche ermöglichte uns drei Bewegungsachsen und -ebenen für das Pericard zu definieren. Weiterhin konnten wir bindegewebige Strukturen nachweisen, die eine Kontinuität zwischen dem Herzbeutel und seiner Umgebung von anterior nach posterior und von lateral nach lateral, sowie nach kaudal bilden.