Osteopathische Behandlung bei somatoformen autonomen Funktionsstörungen des Herz- und Kreislaufsystems


Nicola Mühlen (STILL ACADEMY Osteopathie GmbH)

 

Hintergrund: Funktionelle kardiovaskuläre Dysfunktionen gehören zur Gruppe der häufigsten Beschwerden im klinischen Alltag. Die betroffenen Patienten leiden unter starken kardiovaskulären Symptomen, organische Probleme können in ärztlichen Untersuchungen nicht bestätigt werden.

 

Studienziel: Ziel der Studie ist die ist die Evaluation der Effektivität der osteopathischen Behandlung bei Patienten mit somatoformen autonomen Funktionsstörungen des Herz-Kreislaufssystems (SAD).   

 

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte Studie mit Follow-up nach drei Monaten.

 

Material und Methoden: 36 Patienten im Alter zwischen 22 und 73 Jahren (im Mittel 48,9 ± 12,5 Jahre) mit somatoformen autonomen Funktionsstörungen des Herz-Kreislaufsystems, ohne manifeste Symptome, die eine kardiologische Behandlung erfordern, nahmen an der Studie teil. Vorraussetzung für die Studienteilnahme war ein „positiver Symptomkatalog SAD“ nach ICD-10. Durch externe Randomisierung wurden 19 Patienten der Interventionsgruppe zugeteilt, die innerhalb von 10 Wochen 5 osteopathische Behandlungen erhielten. Ein Follow-up erfolgte 12 Wochen nach der Behandlungsperiode. Die Kontrollgruppe bestand aus 17 Patienten, die für den gleichen Zeitraum unbehandelt blieb.

Primärer Zielparameter, die Selbsteinschätzung der körperlichen Symptome und deren Veränderung wurden mit dem krankheitsspezifischen SOMS-7-Fragebogen (Screening von somatoformen Störungen) gemessen. Als sekundäre Zielparameter wurden die Intensität der Herzbeschwerden (visuelle Analogskala, VAS) sowie deren Häufigkeit (Likert-Skala), die Lebensqualität (SF-36) und die osteopathischen Dysfunktionen erhoben. Die osteopathische Befunderhebung erfolgte nach einem Befundschema, die am Tage der Untersuchung vorgefundenen Dysfunktionen im parietalen, viszeralen und kranio-sakralen System wurden individuell nach den Prinzipien der Osteopathie behandelt. 

 

Ergebnisse: Der Intergruppenvergleich zeigt eine klinisch relevante Verbesserung in der osteopathisch behandelten Gruppe bezüglich des Hauptzielparameters SOMS-7. Die Intergruppendifferenz der SOMS-7 BA-Werte (Anzahl der „positiv“ beantworteten Items) lag bei -3,6 (95% CI = -7,6 bis -1,5; p=0,005) und die der SOMS-7 INT-Werte (Summenscore) bei -15,5 (95% CI = -26,4 bis -9,3; p<0,005). Die SOMS-7 BA-Werte verbesserten sich in der Interventionsgruppe von 22,2 auf 18,1 (95% CI = -6,8 bis -1,3; p=0,006) und die SOMS-7 INT-Werte von 46,4 auf 29,7 (95% CI = -23,6 bis -9,7; p<0,005). In der Kontrollgruppe traten keine signifikanten Veränderungen auf. Die Intensität der Herzbeschwerden (VAS) verbesserte sich in der osteopathisch behandelten Gruppe von 68% auf 20%, und auch die Häufigkeit des Auftretens nahm ab (von 3,3 zu 0,8). Die körperliche Summenskala (KSK) des SF-36 verbesserte sich in der Interventionsgruppe von 35 auf 42 (95% CI = 2,9 bis 9,9; p=0,001), die psychische Summenskala (PSK) stieg im Mittel von 39 auf 44  (95% CI = 0,6 bis 8,5; p=0,03). Beide SOMS-7 Scores zeigten die im Studienverlauf erreichte Verbesserung beim Follow-up Termin 12 Wochen nach Behandlungsende weitgehend unverändert. Die gleiche Tendenz ergab sich auch bezogen auf die sekundären Parameter.  

 

Schlussfolgerung:

Fünf osteopathische Behandlungen über einen Zeitraum von 10 Wochen führen zu klinisch relevanten positiven Veränderungen der Symptomatik bei somatoformen autonomen Funktionsstörungen des Herz-Kreislaufsystems. Weitere Studien als Grundlage zur Reproduzierbarkeit der Ergebnisse sind wünschenswert.