Der Einfluss des Kontaktes zwischen Therapeut und Patient in der manuellen Therapie und Konsequenzen für die Osteopathie


Rainer Stöcker (College Sutherland)

Studienziel: Untersucht werden soll die Bedeutung der Osteopath-Patienten-Beziehung im Gesamtzusammenhang der Behandlung sowie Faktoren, die sie beeinflussen und Möglichkeiten zu ihrer Verbesserung. In diesem Zusammenhang wird die Brauchbarkeit des Kontaktmodells der Gestalttherapie analysiert. 

Studiendesign: Übersichtsarbeit.

Suchstrategie: Es wurden umfassende Literatur- und Internetrecherchen zu den behandelten Themen durchgeführt.

Auswahlkriterien: Verwendet wurden auffindbare Studien über die Arzt-Patienten-Beziehung und Physiotherapeuten-Patienten-Beziehung aller Fachrichtungen. Hinzugezogen wurden Studien zu den einzelnen Faktoren, die einen wichtigen Einfluss auf die Arzt-Patientenbeziehung ausüben können.

Datensammlung und –analyse: Für die Einschätzung der Gesundheit der Patienten und der Möglichkeiten ihrer Verbesserung wurden das bio-psycho-soziale Gesundheitsmodell bzw. das salutogenetische Modell von Antonovsky analysiert, um auch die psychischen Faktoren in die Erörterung einbeziehen zu können.

Für die Analyse des Kontakts entwickelte die Gestalttherapie ein Kontaktmodell, welches sowohl die Phasen als auch die Funktionen unterscheidet. Ein weiterer Analyserahmen ist durch das Konzept von Übertragung und Gegenübertragung gegeben. Darüber hinausgehend wurden auch die allgemeinen geschlechtsspezifischen Einflüsse auf die Osteopath-Patienten-Beziehung sowie die Wirkungen der Rollen auf diese untersucht. Bedeutsam für die Osteopath-Patienten-Beziehung sind auch psychische Störungen, vor allem die Borderline-Störung. Abschließend wurden Ansätze zur Ausbildung aus anderen, verwandten Fachrichtungen hinsichtlich ihrer Berücksichtigung von psychosozialen Faktoren und Techniken untersucht.

Hauptresultate: Der Kontakt zwischen Osteopath und Patienten ist besonders durch die manuelle Therapie intensiv. Der Verlauf des Kontakts und seine Inhalte können mit Hilfe des gestalttherapeutischen Kontaktmodells effektiv geformt werden. Angesichts der vielfältigen potentiellen Störfaktoren für die Therapeuten-Patienten-Beziehung werden in anderen medizinischen Fachrichtungen bereits psycho-soziale Inhalte in die Ausbildung aufgenommen, auch wenn dies noch nicht immer in befriedigendem Umfange geschieht.

Schlussfolgerung: Innerhalb des allgemeinmedizinischen wie physiotherapeutischen Curriculums erfahren die Faktoren Beachtung, die nach den hier ausgewerteten Studien einen entscheidenden Einfluss auf die erfolgreiche Gestaltung der Therapeuten-Patienten-Beziehung haben. Für die Osteopathie wäre eine sich an dem Umfang der dortigen Curricula orientierende Unterrichtseinheit ebenfalls angemessen.