Osteopathische Behandlung von Frauen mit Blasenentleerungsstörungen (BES)


Claudia Ringkamp, Ben Rodriquez (SKOM – PrivatSchule für Klassische Osteopathische Medizin und STILL ACADEMY Osteopathie)

Studienziel: Untersuchung der Fragestellung, ob die osteopathische Behandlung einen Einfluss auf den Schweregrad der Symptomatik von Blasenentleerungsstörungen (BES) bei Frauen hat.

Studiendesign: Randomisierte kontrollierte klinische Studie mit zwei Follow-up Terminen nach drei und sechs Monaten.

Setting: Die Studie wurde von zwei ausgebildeten Osteopathen in ihren privaten Praxen in Münster und Großburgwedel durchgeführt.

Patienten: Es wurden 47 Patientinnen zwischen 19 und 82 Jahren (mittleres Alter 48 Jahre) mit einer urologisch diagnostizierten BES in die Studie aufgenommen. Mittels Randomisierung fand eine Zuweisung von 24 Patientinnen in die Interventionsgruppe und von 23 Patientinnen in die  Kontrollgruppe statt. Zwei Drop-outs waren innerhalb des Studienzeitraums zu verzeichnen.

Intervention: In der Interventionsgruppe wurden nach Anamnese und osteopathischer Befunderhebung 5 osteopathische Behandlungen im Abstand von ca. 2 Wochen durchgeführt. Die Behandlung der vorgefundenen Dysfunktionen orientierte sich individuell an die osteopathischen Grundprinzipien. Die Patientinnen der Kontrollgruppe blieben für den Studienzeitraum unbehandelt.

Zielparameter: Primärer Zielparameter war der Schweregrad der Symptomatik der BES, als Messinstrument diente der American Urological Association Symptom Index Score (AUASI). Als sekundäre Parameter wurden die Lebensqualität (SF-36), die Häufigkeit von Zystitiden (Tagebuch) sowie die Restharnmenge (Ultraschall – urologische Untersuchung) erfasst.

Ergebnisse: Der Intergruppenvergleich des primären Zielparameters zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung zugunsten der osteopathisch behandelten Gruppe (Differenz der MW = 8,7; 95% CI: 6,4 bis 10,9; p<0,005). Auch die Ergebnisse der sekundären Zielparameter zeigten klinisch relevante positive Effekte. Die körperliche Summenskala des SF-36 verbesserte sich in der Interventionsgruppe um 3,9 (95% CI: 1,9 bis 6,5; p=0,004) und die psychische Summenskala um 5,1 (95% CI: 2,5 bis 7,8; p=0,001). Die Restharnmengen und die Häufigkeit der Zystitiden verringerten sich. Die Ergebnisse des ersten Follow-up Termins zeigten eine Stabilität bzw. weitere Verbesserung aller Parameter in der Interventionsgruppe. 

Schlussfolgerung: 5 osteopathische Behandlungen innerhalb eines Zeitraums von 10 Wochen führen zu klinisch relevanten Verbesserungen des Schweregrades der urologischen Symptome bei Frauen, die unter Blasenentleerungsstörungen leiden. Die Planung weiterer klinischer Studien, insbesondere unter Berücksichtigung der Fallzahlen und im Hinblick auf weitere für diesen Themenbereich interessante Hypothesen wäre wünschenswert.